Ein Heiligtum hoch über einem heiligen Wald
Die Grotte der Heiligen Maria Magdalena ist ein Heiligtum, das in die Felswand des Massivs der Sainte-Baume gehauen wurde. Sie überragt einen einzigartigen Wald – ein urzeitliches Gehölz von mystischer Ausstrahlung, das seit dem Mittelalter als heilig gilt und unter Schutz steht.
Maria Magdalena
Maria Magdalena ist eine der bedeutendsten Gestalten des Christentums, von der katholischen Kirche als „Apostolin der Apostel“ bezeichnet, da sie als Erste die Auferstehung Christi bezeugte und sie den Aposteln verkündete. Der Überlieferung nach wurde sie aus dem Heiligen Land vertrieben, landete in Saintes-Maries-de-la-Mer, zog über Marseille weiter und fand schließlich Zuflucht in der Sainte-Baume, wo sie die letzten dreißig Jahre ihres Lebens in Gebet und Schweigen verbrachte – bis zu ihrem Tod.
Legende und religiöser Glaube
Die ersten Spuren der Verehrung reichen bis ins 5. Jahrhundert zurück, als der heilige Kassian ein Kloster gründete, um Pilger aufzunehmen. Legende und Glaubenseifer machten diesen Ort zu einer der ältesten und bekanntesten Wallfahrtsstätten Frankreichs. Im 13. Jahrhundert errichteten die Dominikaner das heutige Pilgerhaus. Die Grotte selbst wurde im 19. Jahrhundert nach den Zerstörungen der Revolution wiederhergestellt.
Der heilige Wald der Sainte-Baume
In rund 900 Metern Höhe, an den Berghang geschmiegt, öffnet sich die weite, tiefe Grotte natürlich im Fels. Sie blickt auf einen in der Provence seltenen Buchenwald hinab – den Wald der Sainte-Baume: dicht, kühl, beinahe streng, ein scharfer Kontrast zu den umliegenden mediterranen Landschaften. Es handelt sich um einen Reliktwald aus der Eiszeit, in dem uralte Buchen, Ahornbäume, Linden und Eiben nebeneinander wachsen – eine nordisch anmutende Hochwaldlandschaft inmitten des Südens. Diese grüne Oase beherbergt eine bemerkenswerte Artenvielfalt.
Eine Entdeckung Schritt für Schritt
Der Zugang erfolgt über einen steinigen Pfad, den „Chemin des Roys“, den einst Pilger und Könige nutzten, um im Heiligtum Andacht zu halten. Könige, Heilige und Namenlose haben ihre Spuren auf diesen steilen Wegen hinterlassen – von Ludwig dem Heiligen bis Johannes Paul II. Der Weg beginnt am Parkplatz des Pilgerhauses; ein Aufstieg von etwa einer Stunde durch den Wald enthüllt nach und nach die spirituelle Größe des Ortes. Der Zugang ist frei, doch die Würde des Ortes lädt von selbst zur inneren Sammlung ein.
Zu den Graten und zur Kapelle Saint-Pilon
Der Pfad führt weiter zur „Chapelle des Parisiens“, erreicht den Kamm der Felsen und steigt schließlich bis zur Kapelle Saint-Pilon hinauf, die über dem Kloster thront. Von dort eröffnet sich ein herrlicher Blick: nach Süden glitzert das Mittelmeer am Horizont, nach Norden zeichnet sich die Silhouette des Montagne Sainte-Victoire ab.
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Seit Jahrhunderten wacht dieses provenzalische Heiligtum, an den Berg geschmiegt, über Wald und Seelen. Es bleibt ein Ort des Übergangs, der Erinnerung und der Hoffnung – eine Einladung zu einer inneren wie auch zu einer körperlichen Reise bergauf.